Mittwoch, 22. August 2007

Aufruf an alle Künstler, Kulturschaffenden und Freunde des Erzgebirges


Helft mit, eine „Neue Erzgebirgische Kultur“ zu schaffen, die diesen Namen endlich wieder verdient!


Liebe Freunde des Erzgebirges, liebe Freunde in nah und fern, für die die Haamit nicht nur eine abgedroschene Floskel geworden ist, mit der sich leichtes Geld verdienen läßt, sondern für die die Haamit ein emotionaler Begriff geblieben ist, für den man große Liebe empfindet, mitunter aber auch Schmerz und Pein, Angst und Wut. Haamit, für die man bereit ist, seine schönsten Lieder zu singen, der man aber auch von Herzen flucht, wenn man sich von ihr verraten fühlt, wie von einer untreuen Geliebten, und die man dann doch wieder in seine Arme schließt, um sich an ihrem Busen auszuweinen, wie ein kleines, rotznasiges Kind, das unartig war. Haamit, der ich, wenn es sein müßte, mein letztes Hemd verschenken würde, von Sehnsucht gepackt und blindlings vertrauend, im nächsten Moment aber schon wieder zu Boden fallend, von Angst und Scham ergriffen, verstört die Augen schließend, als wäre sie ein Obelisk, deren strafender Blick mich zu Stein erstarren lassen müßte, näherte ich mich ihr nicht mit der gebotenen Demut. Haamit, der ich meine intimsten Geheimnisse erzähle, weise Mutter, die alle meine Sorgen und Nöte kennt, meine Bitternis und meine Verzweiflung. Haamit, dir vertraue ich auch meine verborgenste Schande an, die ich selbst meinem besten Freund nicht verriet, aus Angst, ich könnte seine Achtung verlieren, damals ...

Haamit, die ich doch tausendmal zum Teufel gewünscht habe, vor der ich floh, durch Dick und Dünn, von Schrecken befallen, bis in den finstersten Busch ganz nah am Äquator. Doch kein Entrinnen vor dir war möglich, und wenn ich mich auch in das finsterste Loch verkröche, so fändest du mich auch dort, um mich wie eine vorsorgende Mutter, besänftigend und liebevoll streichelnd, meinen letzten schwachen Widerstand ganz sacht zur Seite wischend, wieder in deine Arme zu schließen. Laß' das Strampeln armer Wicht, du bist ihr für immer und ewig verfallen! Gebe dich ihr hin, wo du auch seist, denn Zeit und Raum sind für sie belanglos, kleines Sandkorn, von den Winden dieser Welt, vom Wogen der Zeiten, von Ort zu Ort gespült.

Und wenn ich aus meinem tristen Berliner Hinterhoffenster blicke, auf den von Müll und Rattenkot verschmutzten „Vorgarten“, wie man das hier so zu nennen pflegt, so fühle ich mich dir doch näher, als du manchem je kommen wirst, der dich mit fahlen Lippen tagtäglich preist, von Hoffart und Dünkel gebläht, ohne je deine Tiefen und Weiten ausloten zu dürfen, der dir schwindsüchtige Lieder schreibt, vor denen es dir grausen muß, denn du bist eine gebildete Dame, die das Herz am rechten Fleck trägt, und ganz genau zu unterscheiden weiß, aus wessen Geist dir etwas zugetragen wird. Du verabscheust die grellen Gaben, die dir bisweilen gemacht werden, von Menschen, die sich nur in deinem Glanze sonnen wollen, du verabscheust die Heuchelei, die dir aus stinkenden Mäulern „Hosianna“ zublökt, das Duckertum, das dich tagtäglich nervt, ist dir verhaßt, allen diesen falschen Brüdern verschließt du deine geheimen Schätze, die du unter deinem Busen birgst, um sie nur denen freimütig zu öffnen, die dich mit reinem Herzen hören und schauen wollen. Ein aus ehrlichem Herzen kommender Fluch ist dir lieber als eine Hit-Collection der Original Fi... . Schweig, Unglücklicher! Beflecke diesen geheiligten Hain voller Rosen nicht mit vergänglichem Tand, der wie ein Strohfeuer einen kleinen Augenblick die Gemüter blendet, ehe er zu Asche gebrannt zu Boden fällt, um vom leichtesten Windeshauch in alle vier Himmels-richtungen hinweggepustet zu werden. Nein komm, und lausch' der alten ehrwürdigen Dame Haamit, die dir heut' Nacht aus ihrem bewegten Leben berichten will.

Haamit, altes verführerisches Weib, kecke Dirne, die schon so viele Stürme erlebt hat. Wieviele tausend Runzeln zieren dein Gesicht, jede davon eine Geschichte verbergend, die zu enträtseln mir bis heute versagt blieb. Wieviel Tränen flossen auf dein Haupt, wieviel Verzweiflung mußtest du stillen, wieviel Leid und Kummer mußtest du in deinen unendlich mitleidvollen Busen aufnehmen ...?

Toler-Hans Tonl, auch du fandest bei ihr ewige Ruh', gehetzt von den Zeitläufen, die dich vor ihren Karren spannen wollten, umtost vom erbärmlichen Heilgeheule, das deinen guten Ruf besudeln wollte, tollwütig, bissig, die reine Luft der Berge verpestend, flüchtestest du, zu ihr, der Ewigwahren.

Fluch sei ihnen, ewiger Fluch, die dich in die Verzweiflung stürzten! Und wenn ich dereinst in vielen Jahren, zum alten Manne gereift, mein geschundener Leib von den empfangenen Hieben gezeichnet, die schwären Wunden leckend, die das unstete Leben mir austeilte, wenn ich also dereinst im kühlen Tal am Ufer des Flusses andächtig sitzen werde, nur noch Ruhe und Harmonie heischend, deine Geborgenheit fühlend, dem hektisch pulsierenden Leben des Molochs entronnen, der mich über die Jahre hinfort verfolgte, um mich dir zu rauben, und mich zu seinem Sklaven zu machen, für eine Hand voll Silberlinge, dann werde ich in die Fluten schauen, um die Leichen deiner Feinde an mir vorbeitreiben zu sehen. Nicht Haß läß mich diese Worte sprechen, nein, nur die Liebe ist's, die Muse, die mich sanft küßt, um bei mir zu verweilen, ein langes Weilchen noch, bis zu jenem Morgen, an dem ich für immer in den Schoß meiner geliebten Mutter, Haamit, zu dir, zurückkehren darf.

Nun denn, ein zünftiges Glückauf, erzgebirgische Heimatfreunde.

Seit vielen Jahren schon liegt unsere Heimatkultur von zahnlosen Tugendrichtern bewacht bzw. vom raffsüchtigen Kommerz geknebelt und ausgeschlachtet, hilflos am Boden. Es ist schon viel zu viel Wasser dem Schwarzwassertal hinabgeflossen, seitdem uns der Toler-Hans Tonl auf seiner unverwechselbaren, die Herzen im Sturm eröffnenden Weise, unsere erzgebirgische Heimat besang, einfach und naiv, aber überströmend von tief empfundener Ehrlichkeit und natürlichem Charme.

Nach dem schamlosen „Aufruf“ einiger volkstümelnder Medienprofiteure in der „Bild“-Zeitung, dem ganz deutlich der Beierlein'sche Stallgeruch anhaftet, scheint es uns dringend an der Zeit, eine neue echte Definition für die Erzgebirgskultur zu finden, um sie endlich aus den Klauen der dunklen Hintermänner zu befreien, bei denen 1945 die Zeit stehengeblieben ist. Leider hat nie eine Entnazifizierung der Erzgebirgskultur stattgefunden - und auch zu DDR-Zeiten diente sie nur dem leicht durchschaubaren Zweck, Unterdrückungsmechanismen zu kaschieren und das Entstehen einer offenen Kulturlandschaft zu verhindern.

Laßt uns deshalb endlich daran gehen, eine neue erzgebirgische Identität zu suchen, die es uns ermöglicht, uns aus dem Mief volkstümlicher Schönmalerei zu befreien. Unsere Heimat bedarf dringenst einer kulturellen Identität, die bereit ist, die Licht- und Schattenseiten der Region wahrzunehmen, zu beleuchten und zu reflektieren, ohne sogleich in den Verruf zu geraten, ein „Nestbeschmutzer“ zu sein.

Um es noch deutlicher auf den Punkt zu bringen: die Bewohner des Erzgebirges sind keine einfältigen Weihnachtsmänner, die mit roten Socken behaftet, von den Medien als liebenswerte, etwas kauzige „Hinterwäldler“ wahrgenommen werden wollen. Wir sind auch keine Hampelmänner, die brav schunkelnd für „Gaudi“ in einer Republik zu sorgen haben, die sich anscheinend das Ziel gesetzt hat, ihre Bevölkerung total zu verblöden. Auf das Dauergrinsen können wir gerne verzichten, werte Kulturpäpste und Manipulateure!

Im Gegenteil: Wir bekennen uns stolz zu unserer erzgebirgischen Heimat, die auf eine viele Jahrhunderte währende Kultur zurückblicken kann, eine Heimat, die bereits vor fünfhundert Jahren zu den wirtschaftlich fortgeschrittensten Regionen der Welt gehörte, eine Heimat, deren Bevölkerung zwar immer wieder von wechselnden Obrigkeiten gedemütigt und ausgebeutet wurde, die aber trotzdem nie bereit war, ihre Identität zu verleugnen oder gar aufzugeben. Wir müssen deshalb dafür sorgen, daß unser Erzgebirge von der Außenwelt endlich wieder im wahren Lichte wahrgenommen wird: als eine von modernen, geistreichen, fähigen und toleranten Menschen bevölkerte Region, die sich ihrer Vergangenheit nicht zu schämen braucht und die auch in Zukunft wieder eine bedeutende Rolle im gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben spielen wird, unter der Voraussetzung, daß es uns gelingt, unsere Gemüter von ihrer krisenbedingten Lethargie zu befreien, um unsere Geschicke wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Einen besonders wichtigen Beitrag hierzu haben die erzgebirgischen Kulturschaffenden zu leisten. Werdet euch endlich eurer Verantwortung bewußt und laßt eure Scheuklappen fallen! Öffnet eure Augen und Ihr werdet feststellen, daß unsere heimatlichen Wälder nicht mehr von Rudeln röhrender Hirsche bevölkert werden, sondern vielmehr von ehrgeizigen Technokraten bedroht sind, die sich zum Ziel gesetzt haben, unser Gebirge in ein Transitland für Großtransporter umzu-wandeln. Und dies wird nur der Anfang sein, wenn wir nicht bereit sind, uns zu wehren. Kunst ist Waffe im Klassenkampf, konstatierte einst Friedrich Wolf. Laßt uns unsere Kunst als friedliche Waffe zum Erhalt unserer erzgebirgischen Identität einsetzen, solange noch Zeit dafür ist. Laßt uns eine demokratische Streitkultur entwickeln, die sarkastisch und frech ist, aber nie zynisch und beleidigend. Denkt zurück an die Lieder von Anton Günther, die für ihre Zeit auch modern und kritisch waren, die die Schönheit der Natur besangen, ohne je ins Triviale und Identitätslose abzusinken. Laßt uns deshalb eine neue Erzgebirgskultur entwickeln, die nicht 1937, mit dem Tode unseres großen Vorbildes, endet, sondern genau an dem Punkte anknüpft, an dem er seine Gitarre für immer aus der Hand legen mußte.

Es geht hierbei keinesfalls um ein Ausspielen zwischen Tradition und Moderne, sondern vielmehr um das Gegenteil, einer Symbiose zweier sich ergänzender Stränge, denn: Tradition und Moderne bilden zwei unersätzliche Säulen einer jeden lebendigen Kultur, zu der unsere Erzgebirgskultur in Zukunft wieder gehören soll. Ein Anfang ist bereits gemacht. Wenn z.B. Stefan Gerlach auf seiner aktuellen Doppel-CD die alten Lieder des Toler-Hans Tonl in alter Frische erklingen läßt, dann schlägt auch mir als Post-Hippie sogleich das Herz höher. Was für die Musik gilt, trifft auch für alle anderen Zweige des heimatlichen Kulturschaffens zu, für die Literatur, das Theater, die bildenden Künste, das Volkshandwerk usw. Die Vertreter all dieser Zweige können mithelfen, unseren großen Traum zu verwirklichen. Ganz besonders ange-sprochen sei an dieser Stelle die Jugend, deren Enthusiasmus dringend benötigt wird, um alle überholte Senilität wie bei einem Dammbruch der Talsperre Eibenstock hinwegzuspülen.

Jeder Aufruf ist umsonst, wenn ihm keine Taten folgen. Zu diesem Zwecke haben wir beschlossen, eine Internet-Zeitschrift haltepunkt-erzgebirge.de zu begründen, die die kreativen Kräfte der „neuen Erzgebirgskultur“ medienwirksam bündeln soll. Ihr seid alle dringend dazu aufzurufen, durch Aufsätze, Statements, Artikel, Zeichnungen, Fotos, Filme usw. aktiv daran mitzuwirken. Nur wenn wir die Sache gemeinsam anpacken, hat sie Aussicht, erfolgreich zu werden. Das neue Organ soll eine anspruchsvolle Lektüre für alle am Erzgebirge Interessierten bieten und Ansporn für weitere kulturelle Leistungen liefern. Neue publizierte Bücher, CDs, Filme usw. sollen rezensiert, kulturelle Ereignisse lebensnah geschildert werden. Neben allem Aktuellen, das natürlich auch soziale und politische Streitthemen keinesfalls ausklammern darf, soll auch den traditionellen Themen ein weites Feld eingeräumt werden, denn welcher Baum gedeiht schon ohne seine Wurzeln. Deshalb sind auch alle Heimatkundler und -forscher, Historiker und Volkskundler ganz herzlich zu einer Mitarbeit eingeladen. Kritik und Schelte sind ausdrücklich erwünscht, nationalistische und rassistische Ausfälle, unqualifizierte Beleidigungen und niedrige Geistes-gesinnungen aber von vorn herein aus unseren Reihen ausgeschlossen.

Wir sind für jede Unterstützung und Hilfe von Eurer Seite dankbar und würden uns freuen, wenn sich auch einige Sponsoren finden würden, denen eine lebendige Erzgebirgskultur am Herzen liegt.

Mit einem zünftigen Glückauf

Stefan Sterni Mösch und die künftige Redaktion von haltepunkt-erzgebirge.de

Donnerstag, 31. Mai 2007

Offener Brief an den Bürgermeister von Aue / Sachsen

Stefan "Sterni" Mösch M.A.
De Krippelkiefern
Auguststr. 92
10117 Berlin

Herrn Bürgermeister
Heinrich Kohl
Aue/Sachsen

Offener Brief
als Erwiderung auf die "Bekanntmachungen" des Auer Stadtrates sowie des Bekenntnisschreibens des Herrn Bürgermeisters H. Kohl an Ministerpräs. Milbradt, März/Apr. 2007, betreffend den Bau der B 93, veröffentlicht in der Freien Presse und im Wochenspiegel.

Berlin, den 30. Mai 2007,

Werter Herr Bürgermeister Kohl, liebe Stadtratsabgeordnete,

Hiermit möchte ich, Stefan Mösch, Mitglied der Erzgebirgsband "De Krippelkiefern" und Heimatvertriebener, z.Zt. wohnhaft in Berlin-Mitte, öffentlich meine Bestürzung und Empörung über den Beschluß des Stadtrats der Kreisstadt Aue sowie Ihr Schreiben an Ministerpräsident Milbradt vom 17. April 2007 zum Neubau der B 93n kundtun.
Was den Ton dieser Pamphlete betrifft, so kann man diesen nur als schockierend und von antidemokatischen Tendenzen behaftet bezeichnen. Anscheinend haben Sie und einige Ihrer CDU-Kollegen aus der Region Aue-Schwarzenberg noch immer nicht begriffen, daß wir heute in einer "demokratischen Streitkultur" leben, daß Demokratie nur dann existieren kann, wenn bestehende Streitpunkte fair und offen diskutiert werden dürfen. Leider habe ich zudem den Eindruck gewinnen müssen, daß das Bauvorhaben der B 93 durch eine der schönsten uns noch erhalten gebliebenen Naturregionen des oberen Erzgebirges klammheimlich schon seit dem Jahre 2000 betrieben wurde. Die engagierten Bürger des Erzgebirges, die die Zivilcourage besitzen, ihrer staatsbürgerliche Verpflichtung zum Schutz der Heimat wahrzunehmen, werden von Ihnen als ein Grüppchen "Umweltaktivisten" abgetan, das nur "Einzelmeinungen" in den Medien verbreiten würde. Daß Sie ganz offensichtlich den Begriff "Umweltaktivist" mit einem negativen Annotation versehen gebrauchen, mag wohl daher rühren, daß Sie und Ihre Partei, die sich so gerne damit rühmt, eine "christliche Volkspartei" zu sein, in Ihrer westdeutschen Heimat schon so manche Niederlage gegen umweltbewußte Bürger einstecken mußten. Übrigens gehöre ich als Kulturschaffender (noch) keiner Umweltorganisation oder anderen politischen Partei an, genauso wie sehr viele andere Unterstützer der Anti-B93-Initiative, die ich in der Hauptsache als engagierte Christen, Mitglieder des Erzgebirgsvereins, ihre Heimat mit Liebe verbundene Wanderfreunde oder auch wertkonservative (Noch-)CDU-Wähler kennengelernt habe. Daß es auch einige organisierte "Umweltaktivisten" innerhalb der Initiative gibt, dürfte der Sache vermutlich nicht zum Schaden gereichen. Auch diesen möchte ich meinen herzlichen Respekt ausdrücken, den ich Ihnen (und den in Ihrem Schatten versteckt agierenden wirtschaftspolitischen Lobbyisten) leider vorenthalten muß.
Was den von Ihnen so oft zitierten "wirtschaftlicher Nutzen" des B93-Projekts betrifft, so mögen Sie Recht haben. Sie sollten aber nicht vergessen hinzuzfügen, daß 99 % des zu erwartenden Gewinns einer kleiner Gruppe kapitalistischer Unternehmer und Spekulanten zugute käme und nicht der erzgebirgischen Bevölkerung, am allerwenigsten aber den zukünftigen direkten Anliegern ihres kapitalträchtigen Projektes.
Ihrem "destruktiven", auf die Spaltung der erzgebirgischen Bevölkerung ausgerichteten "Bekenntnis" möchte ich einige konstruktive Vorschläge entgegensetzen:
1. Anstatt weitere Trassen durch die sensible Natur des Erzgebirges zu planen, sollte versucht werden, das bereits bestehende Straßen- und Schienennetz so umweltfreundlich wie möglich auszubauen.
2. Daß Schwertransporte aus Umwelt- und Sicherheitsgründen möglichst von der Straße auf die Schiene verlegt werden sollten, darüber herrscht in Politiker- und Wissenschaftskreisen allgemein Konsens. Man denke dabei an die Regelungen den Alpenverkehr betreffend, die keinesfalls von "linken Aktivisten" getroffen wurden.
3. Der Schutz der Natur, dem einzigen unserer Region erhalten gebliebenen "Reichtum", sollte keinesfalls nur als Unkosten verursachender Faktor betrachtet werden. Gerade die Tourismusbranche, die auch für neue Arbeitsplätze für die Erzgebirger sorgen würde, könnte von einer gesunden Natur und einer klugen Umweltpolitik in Zukunft mächtig profitieren.
4. Viel wichtiger als ein weiterer Ausbau des Straßennetzes erscheint mir eine gezielte Förderung des öffentlichen Verkehrswesens. Gerade das Zentrum der Stadt Aue dürfte davon nachhaltig profitieren. Vielleicht könnte in diesem Zusammenhang auch der Bahn geholfen werden, den Auer Bahnhof zu einem tourismusfördernden Objekt umzugestalten. Die toten Fensterhöhlen des Bahnhofsgebäudes stellen m.E. eine sehr schlechte Visitenkarte für eine so ambitionierte Kreisstadt wie Aue dar.
5. Um "Basisdemokratie" nicht zu einem nur noch mißbrauchten politischen Begriff verkommen zu lassen, sollte zum B93-Projekt eine Volksabstimmung abgehalten werden. Dazu ist es aber unbedingt erforderlich, die im Vorfeld begangenen dunklen Machenschaften und evtl. bestehenden mafiösen Strukturen schonungslos aufzudecken.
Eine etwas intime Frage möchte ich an dieser Stelle an Sie, Herr Kohl, noch stellen: Hätten Sie es sich auch in Ihrer westdeutschen Heimat erlauben dürfen, ihrem demokratischen Wählervolk eine solchen Schlag ins Gesicht zu versetzen? Da ich ebenfalls Heimatvertriebener bin, glaube ich, daß ich mich sehr gut in Ihre Lage versetzen kann. Doch genauso, wie ich mein verschuldetes Berlin als zeitweiliges Domizil respektiere und vor ungerechtfertigten Anfechtungen schütze, genauso sollten Sie die Befindlichkeiten des Erzgebirges und seiner Bewohner wertachten und wahren. Eine öffentliche Entschuldigung an Ihre Wähler wäre m.E. der richtige Schritt, um verlorenes Vertrauen wieder herzustellen.
Noch ein kleiner Ausfall zum Schluß sei mir vergönnt: Leider kann ich das Bestreben der Auer Stadtobrigkeit, ihre Stadt durch allerlei Intrigen zum Sitz eines geplanten Erzgebirgskreises zu machen, ganz und gar nicht unterstützen. Im Gegenteil würde ich eine vorübergehende Aberkennung des Stadtrechts wegen Nichterfüllung des städtischen Mindeststandards vorschlagen, die so lange gelten sollte, bis die infrastrukturellen Anforderungen für ein städtisches Gemeinwesen wieder erfüllt werden. Ich denke dabei insbesondere an das z.Zt. katastrophal organisierte öffentliches Verkehrswesen, das desolate Gesundheitswesen, die destruktive Arbeit einiger Stadtverordneter sowie die depressiv stimmende Arbeitsmarktlage, die viele Bürger zu einer Auswanderung zwingt.
Zudem möchte ich noch einen Alternativvorschlag für die anvisierte Bezeichnung "Städtebund Silberberg" vorschlagen, nämlich: "Schwarzes Tal der Tausend Tränen". Ich stehe natürlich jederzeit gerne dazu bereit, bei der textlichen und musikalischen Erarbeitung der Hymne mitzuwirken.

Mit von Herzen kommenden krikikistischen Grüßen und einem trutzigen Glückauf

Ihr

Stefan "Sterni" Mösch